Statement zu Rassismus in unseren Strukturen 2019

Hier dokumentieren wir das Statement der Orgagruppe aus 2019 („Stonewall Remember & Act„), das sich mit Rassismus-Vorwürfen, welche von BIPoC-Personen an die Gruppe herangetragen wurden, auseinandersetzt.


Wir wollen anerkennen und Verantwortung übernehmen für unsere Organisation der diesjährigen Stonewall Demo und Soli Veranstaltungen, in denen wir weiße Vorherrschaft reproduziert haben. (Vorerst wollen wir uns bedanken und gleichzeitig entschuldigen, dass ihr uns darauf aufmerksam machen musstet.)

Es tut uns Leid, dass wir in unserer Organisationsstruktur rassistische Machtstrukturen verfestigt haben indem wir unsere weiß privilegierte Perspektive zentriert und nicht marginalisierteren Gruppen den Raum gegeben haben.
Wenn wir BIPOC Gruppen und Personen nicht (explizit) einladen und auch nur über unsere weiß dominierten Räume und E Mail Verteiler spreaden, schwingt die weiße Norm und wer überhaupt gemeint ist und welche Stimmen und Leute da sein wollen, deutlich mit und weiß dominierte Räume bleiben weiß.

Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir uns auf das historische Ereignis Stonewall beziehen und diese Kämpfe von transweiblichen Personen of Color initiiert und (weiter) getragen und geführt wurden, hätte uns dazu verpflichten müssen, unsere Präsenz und Perspektiven zu Dezentrieren und die Kämpfe nicht zu vereinnahmen….

Wenn wir eine sogenannte Alternative bieten wollen in jeglicher Hinsicht (nicht kommerziell, keine Ausschlösse und Diskriminierungen und bestehende Machtverhältnisse zementierend) in einer rassistischen (ableistischen, trans und homofeindlichen, antisemitischen, sexistischen,..) Gesellschaft, die trotz aller gelebten Lebensrealitäten Homogenitaet propagiert, wie wollen wir eine Alternative dazu schaffen aus einer (nahezu) homogenen Gruppe von weißen (christlich sozialisierten, ableisierten) Personen?!

Klar können möglichst viele Lebensrealitäten mitgedacht werden, aber es geht auch nicht um Konzepte wie Inklusion (in eine kaputte Gesellschaft oder Gruppe), sondern das Erfahrungen und Kämpfe von queeren und lgbtqia BIPOC (wie auch von Ableismus, Antisemitismus betroffenen Queers,..) im Mittelpunkt stehen und das geht am Besten, wenn Kämpfe wie LGBTQIA+ Kämpfe von den marginalisierteren Gruppen (an)geführt werden anstatt durch unsere weiße Dominanz noch weiter an den Rand und in die Unsichtbarkeit gedrängt werden.

Auch den alten Einladungstext zu übernehmen war ignorant und wenn Worten wie Intersektionalitaet (oder auch „alternativ“) keine Taten folgen oder Worte Tatsachen falsch festschreiben (wer Marsha P. Johnson oder Sylvia Riviera waren) und Schwarzes Wissen oder Wissen of Colour damit ausgebeutet wird und keine wahrhaftige Auseinandersetzung damit stattfindet oder es als nicht so wichtig angesehen wird, sich darum zu kümmern, beteiligen wir uns aktiv am Verfestigen rassistischer Verhältnisse und weißer Vorherrschaft.

Wir wollen unser Verhalten ändern und uns mit Rassismen und unseren weißen Privilegien auseinandersetzen und daran arbeiten und ein Bewusstsein für (LGBTQIA+) BIPOC Angelegenheiten entwickeln .
Wir schätzen uns dankbar, dass ihr den Mut hattet, uns auf unsere tief verankerten Rassismen aufmerksam zu zu machen. Danke für den konstruktiven Schlag in die Fresse, den wir leider gebraucht haben.

Die Grundidee der schwarzen Frauenbewegung beruhte von Anfang an auf Intersektionalität, noch lange bevor es das Wort gab und es in die Wissenschaft eingeschrieben wurde. Es ging nicht darum Forderungen zu stellen sondern Machtverhältnisse zu erkennen und zu dekonstruieren. Dieses schwarze Wissen, dass Forderungen zwar einzelnen Individuen nicht aber der Gesamtheit aller nutzt und dass man immer die Struktur im Blick haben muss,muss die Grundlage für unsere zukünftigen Kämpfe sein.Weil Rassismus real ist.Die eigenen Privilegien zu hinterfragen ist eine Herausforderung der wir uns stellen müssen und werden.